DGAAM; Das griechische Wort „Hypnos“ bedeutet „Schlaf“, wie würden sie die Hypnose definieren?

TZ; Die Psychologie geht davon aus, das es zwei Welten gibt. Zum einen ist da die konkrete Welt, nennen wir sie die unmittelbare. Zum anderen gibt es die seelische Welt, ich nenne sie einfach mal seelisch. Träume, Ängste, Prägungen, Einflüsse. Die Verbindung zwischen diesen beiden Welten zu schaffen, das ist wohl der Grundgedanke.

Und genau genommen heisst Hypnos nicht nur „Schlaf“, sondern auch Ruhe,. Hypnos ist der Gott der Ruhe und des Schlafes und er ist der Vater von Morpheus, dem Gott der Träume. Beide Götter sind dem Menschen sehr wohlgesonnen und das verbindende Element zwischen Hypnose und Schlaf ist, das dem Geist entschwindet, womit er sich normal beschäftigt.

Der grosse Unterschied zwischen beiden ist; Schlaf ist die notwendige Pause zur Verknüpfung der neuronalen Fähigkeiten, die am Tage erworben wurde. Wenn diese neuronalen Autobahnen aber durch traumatische Ereignisse, durch Mobbing etc falsch ausgebaut wurden, kann die Hypnose mit Hilfe des Unterbewusstseins dies wieder in die richtige Balance bringen.

Aber auch die südamerikanischen Schamanen arbeiten mit Hypnose; in den Körper eintauchen, und danach neugeboren wieder aufzutauchen, das mache ich einmal im Jahr in Puerto Maldonado bei Ayahuasca

DGAAM: Sigmund Freud sagte; Wir öffnen ein Fenster und verbinden diese beiden Welten?

TZ; Ein schönes Bild, wenn man will, holt man sich so die Ressourcen zur Hilfe für die Lösung von Problemen, die man in der realen, wirklichen Welt hat.

DGAAM; Eine Reise durch das Unbewusste, das klingt ein wenig märchenhaft, Viele die das hören, denken; ist das seriös?

TZ; Jeder der mit Hypnose zu tun hat, kennt solche Fragen. Ich versuche das mal zu erklären. Durch wissenschaftliche Studien ist bewiesen, das sich während der Hypnose die Gehirnströme verändern. Es gibt unzählige Studien, die z.B. den Erfolg der Hypnose bei Schmerztherapie bewiesen haben.

DGAAM; Hypnose und Therapie; wie gehört das zusammen?

TZ: Hypnose ist dabei das Hilfsmittel, oder Inśtrument, um andere Menschen auf einer tieferen Ebene zu helfen. Wir lösen Blockaden auf, die auf der unbewussten Ebene den Patienten im Weg stehen. Das „Unbewusste“ ist die Kraft, mit der wir in der Hypnose arbeiten.

DGAAM; Im Vorgespräch sagten sie, das Ihre zwei Vorbilder Milton Erickson und C.G. Jung sind.

TZ: Im Mittelpunkt der Lehre von M. Erickson steht die Erkenntnis, das die Ressourcen für die Lösung der Probleme schon im Patienten liegen. Platon sagt dazu „das höchste was ein Lehrer erwarten kann, ist Menschen an das zu erinnern, was sie schon immer wussten“. Wir reden also über Jahrtausende altes Wissen. Aber jeder kennt die modernen Interpretatioen. Wenn z.B. Frank Sinatra singt “ I’ve traveled each and every highway but most of all I did it my way“. Oder „Wir sind als Original geboren, leider sterben viele als Kopie“, das haben wir nicht nur schon oft gehört, sondern sehen es jeden Tag, tragischerweise, auf der Straße.
Ich habe nie Zweifel daran gehabt, dass Menschen schon alles wissen, aber sie sind es sich oft nur nicht bewusst.

Die indische Philosophie sagt dazu „purusha“, also das „pure“, das was dich wirklich ausmacht. Und wenn man alles entfernt, was die Gesellschaft und andere Einflüsse aus dir gemacht haben, dann ist man beim wahren „Selbst„, seinem „Wesenskern„, eben dem „purusha“ angelangt.

Das Sanskrit Wort für gesund „svastha“ setzt sich zusammen aus „sva„, selbst, und „stha“, stehen, also im „selbst stehen„.

C.G. Jung hat die Theorie der Archetypen entworfen. Und mit dem sogenannten „Krieger, Siedler, Nomade“ Modell, das von Terence Watts später darauf aufbaute, also mit diesem in jedem angelegten Archetypen, kann ich Dysbalanzen auflösen und damit Heilung herbeiführen.

Laut Ayurvedaarzt Dr. Vijay Murthy, einer meiner Ausbilder, führen Dysbalancen zu Krankheiten. Heilung heisst immer: zusammenführen was getrennt worden ist. Dann erreicht man „Svastha“, das man also tief verwurzelt im „selbst“ steht. Aber auch aus der Physik wissen, wir, das die Trennung von zusammenhängender Energie ungesund ist

Meine Aufgabe als Therapeut ist es also „nur“ die von M. Erickson oben erwähnten Ressourcen, die verdeckt in der Tiefe, also im „Unbewussten“ liegen, freizulegen und den Patienten/ Klienten zu motivieren, diese zu aktivieren, zu benutzen und zusammen zuführen, was getrennt worden ist

DGAAM; Sie hatten im Vorgespräch den Unterschied zwischen „inneren Bildern“ und „inneren Talenten“ erwähnt. Können sie das hier vertiefen?

TZ; Die inneren Bilder werden von der Aussenwelt geprägt. Im Idealfall passen diese Bilder zu unseren Talenten. Dann kann man seinen „Traum“ leben. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das nicht so. Der Traum kann dann zum Alptraum werden.

DGAAM: Sie hatten mal einen Aussteiger im Norden von Peru therapiert. Sie sagten, er lebte unglücklich auf einem heruntergekommenen Grundstück in einer sehr guten Gegend, am schönsten Strand, mit perfekten Sonnenuntergang.

TZ; In der Therapie wurde ihm klar, das seine eigentliche Bestimmung die eines „Stinos“ war (Stinknormal, Slang aus der DDR) in dem ein ganz anderer Lebenstraum angelegt war. Der eines Kleinbürgers, mit gepflegtem Reihenhaus. Das freie und abenteuerliche Leben in Südamerika war nur die Illusion (Sanskrit „maya“), ausgelöst durch die inneren Bilder, die aber durch äussere Einflüsse entstanden sind. Zum Beispiel durch die Werbung. Oder Kollegen, Eltern, Schule, Lehrer, Hollywood.

C.G. Jung hatte das 1932 bei den berühmten Vorlesungen im Züricher Club das Beispiel der Aborigines in Australien aufgeführt; sie glauben während der Totem-Riten, das sie ihre eigenen Vorfahren sind. Und dann können sie all das tun, was sie sonst nicht tun können. Wörtlich sagte Jung; „Ich bin Zarathrusta, und jetzt kann ich die unerhörtesten Ding sagen. Und danach bin ich wieder ein ganz gewöhnlicher Bürger“. Ich habe meine inneren Bilder ausgelebt, aber nicht meine inneren Talente.

DGAAM; Weiss der Patient/ Klient am Ende einer Hypnose, wo er/sie während der Hypnose gewesen sind?

TZ; In der Regel ja. Nur in seltenen Fällen sage ich „sie können sich jetzt entscheiden, sich zu erinnern, zu vergessen“, oder „vergessen, sich zu erinnern“, es kommt ja aufs gleiche hinaus. Das mache ich dann, wenn die Hypnose sehr traumatisch war. Das Bewusstsein kann also vergessen was ich gesagt habe, aber das Unbewusste hat ja genau zugehört und alles abgespeichert.

DGAAM; Wir nähern uns jetzt dem „Wesenskern“ der Hypnose. Wie können wir uns den Unterschied zwischen dem „Bewussten“ und „Unbewussten“ vorstellen?

T.Z: in der Tiefe unsere Psyche ist das „Unbewusste,“ die Kraft, die für 90 % unserer Taten, Gedanken, Empfindungen massgeblich verantwortlich ist.

Ende Teil 1 des Interviews. Der zweite Teil wird am 15.2.22 veröffentlicht.